aus STARKE MEDIZIN  „Handbuch zur Selbstheilung“
Luisa Francia  »Den eigenen Raum einnehmen«
Der eigene Raum

 

Mit dieser Frage fängt die Revolution an, die wirkliche, unaufhaltsame Wandlung der Welt.
Denn wir leiden alle darunter, daß es kaum noch Menschen gibt, die ihren Raum und die Bedürfnisse, die mit der Erkenntnis dieses Raums verbunden sind, erkennen.

 

Woher ich das so genau weiß? Ich sehe Menschen Arbeiten verrichten, die sie eigentlich hassen. Ich sehe Frauen lächeln, die nur schreien möchten. Ich sehe Leute, die mit Händen oder Beinen nervös zittern, weil sie eigentlich ganz woanders sein wollen, keine Zeit haben, ungeduldig sind, schier verrückt werden. Ich sehe Kinder herumnörgeln, weil ihnen Stück für Stück genommen wird, was ihre Persönlichkeit zum Wachsen braucht. Ich sehe ratlose, frustrierte, gehetzte, kranke, müde, erschöpfte, haßerfüllte, wütende, panische Gesichter.

 

Wenn du den eigenen Raum einnimmst, befindest du dich auf eigenem Hoheitsgebiet, und dort hat dir niemand Vorschriften zu machen. Ich drücke es so aus: Wo ich meinen Arsch hinsetze, ist mein Königreich, und alle anderen sind Abgesandte fremder Königreiche.
Natürlich können wir verhandeln, aber immer unter der Voraussetzung, daß jede verhandelnde Person ihre Hoheitsrechte wahren kann. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit der Wahrnehmung der eigenen Person mitsamt den sprituellen und seelischen Schichten und der Verantwortung, die sich daraus ergibt.

 

Ich achte mich selbst und will geachtet werden, ich achte auch die anderen.
Du bist überhaupt nicht verpflichtet, Rat, Kritik Lob (o ja, denn auch Lob hat es in sich und konditioniert oft noch viel stärker), Anregungen und dergleichen anzunehmen. Auch wenn es unvernünftig und stur wirkt.

 

Du bist nicht verpflichtet, vernünftig zu sein. Es ist ganz dir überlassen, ob du verrückt, irrational, unansprechbar oder traumtänzerisch sein willst.
Niemand kann dich dazu zwingen "endlich zur Vernunft zu kommen".
Allerdings ist die andere Seite dieser Eigenverantwortung, daß du dich bei anderen auch nicht mehr beklagen kannst. Jetzt nimmst du dein Leben wirklich in deine Hände, und wie unerfahren und unbeholfen du auch immer sein magst: Es ist deine Gestaltung in deinem ureigenen Raum, ganz bei deiner ur-eigenen Macht.

 

Den eigenen Raum einnehmen, heißt ganz da sein und sich nicht dafür entschuldigen, nichts erklären, nicht zurückweichen, sich nicht klein oder größer machen.
Heißt, im eigenen Magnetfeld ruhig und gelassen anderen begegnen.
Mit einem Blick wirklich hinschauen! Die Stimme so schwingen lassen, daß sie den ganzen Raum einnimmt, gehört wird, klar und wahr ist! Den ganzen Körper bewohnen, auf der Erde stehen, sich mit dem Atem in die weitesten Grenzen des Körpers ausdehnen! Den eigenen spirituellen Raum einnehmen heißt, den eigenen Impulsen, Gedanken, Wünschen, Visionen vertrauen.

 

Meine Wünsche gelten nur für mich. Wer immer sie blöd findet, sitzt nicht im Mittelpunkt meines Universums und kann deshalb kein Urteil abgeben. Vielleicht sind sie wirklich blöd, sinnlos, Energieverschwendung. Aber selbst das ist meine Sache.

 

Wie kann eine Spinne von einer Schnecke einen Rat annehmen oder umgekehrt?
Klar, Menschen reden über alles, und ich kann mir aus dem Gesagten einiges herausfiltern - oder nicht. Aber das berührt nicht meinen Raum.

 

Es scheint, als würde der eigene Raum hauptsächlich von außen begrenzt, aber das stimmt nicht. Erst wenn ich die Begrenzung, die mir mit mehr oder weniger Macht aufgedrängt wird, annehme, schrumpft mein Raum.

 

Erst indem ich die Begrenzung vor mir selbst rechtfertige, ja sogar Begründungen und vernünftige Argumentationen erfinde, also zur eigenen Gefängniswärterin werde, nehme ich mir den Raum wirklich. Jemand könnte mich zwingen, schwerste Arbeiten zu verrichten, kein Wort zu sprechen, immer zu gehorchen und auf jede eigenständige Handlung zu verzichten:

 

Solange ich diesen Zwang innerlich nicht annehme und ihn als Unterdrückung erkenne, solange ich mir selbst treu bleibe und mir sage, diese Situation hat mit mir nichts zu tun, es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie beendet sein wird, bleibe ich bei mir und in meinem Raum.
Wenn ich aber anfange, zu überlegen, daß "alles meine Schuld" ist, daß ich eben nicht klug genug, nicht schön genug, nicht tüchtig genug, nicht gebildet genug bin, daß ich einen Fehler gemacht habe, dann wird mein Raum verletzt, und ich verliere an Substanz.

 

Luisa Francia »DEN EIGENEN RAUM EINNEHMEN«