„Ich bekenne,
dass ich keinen Glauben
an meine eigenen Möglichkeiten gehabt habe;
dass ich in Gedanken, Worten und Taten Verachtung für mich,
für mein Können gezeigt habe.
Ich habe mich selbst nicht gleichviel geliebt
wie die anderen, nicht meinen Körper,
nicht mein Aussehen, nicht meine Talente,
nicht meine eigene Art zu sein.
Ich habe andere mein Leben steuern lassen.
Ich habe mich verachten und vielleicht sogar misshandeln lassen.
Ich habe mehr auf das Urteil anderer vertraut als auf mein eigenes.
Ich habe zugelassen, dass andere
respektlos und abwertend mir gegenüber waren,
ohne ihnen Einhalt zu gebieten.
Ich bekenne,
dass ich mich nicht im Maße meiner vollen Fähigkeiten entwickelt habe,
dass ich feig gewesen bin, um in einer gerechten Sache Streit zu wagen,
dass ich mich gewunden habe, um Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Ich bekenne,dass ich nicht gewagt habe zu zeigen,
wie tüchtig und stark
oder schwach und verletzlich ich bin,
nicht gewagt habe, so zu sein, wie ich wirklich bin.

Wenn ich um etwas bitte, dann um das:
Vergib mir meine Selbstverachtung
Richte mich auf
Gib mir Glauben an mich selbst
Und Liebe zu mir selbst.“

Aus Julia Onken „Geliehenes Glück“