Jedes
einzelne Menschenleben sollte einem Fluß gleichen: anfangs ein kleiner
Bach, in engen Grenzen gehalten, durch seine steilen Ufer und leidenschaftlich
dahinrauschend über Felsblöcke und Wasserfälle. Allmählich verbreitert sich der Bach zum Fluß, die Ufer treten zurück, die Wasser strömen ruhiger, und schließlich mündet der Strom ohne sichtbaren Obergang in das Meer ein und gibt gelassen sein eigenes Sein auf. Der Mensch, der im hohen Alter sein Leben in dieser Weise zu sehen versteht, wird nicht unter der Furcht vor dem Tode zu leiden haben, weil alles, was ihm lieb ist, fortbestehen wird. Und wenn die Lebenskraft nachläßt und die Ermüdung zunimmt, wird ihm der Gedanke, ruhen zu können, auch nicht unwillkommen sein. Der weise Mensch wird sterben wollen, solange er tätig ist, im Bewußtsein, daß andere fortführen werden, was zu vollenden ihm versagt war, und glücklich in dem Gedanken, getan zu haben, was in seinen Kräften stand. Bertrand Russell |
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Der
glückliche Mensch ist derjenige, der die Einheit seines Ichs zu wahren
weiß, dessen Persönlichkeit weder in sich selbst gespalten noch
gegen die ganze Außenwelt feindlich gesinnt ist. Ein solcher Mensch fühlt sich als ein Bürger des Alls, der ohne Hemmung das Schauspiel, das es bietet, und die Freuden, die es schenkt, genießen kann - unbekümmert von dem Gedanken an den Tod, weil er sich von denen, die nach ihm sein werden, nicht wirklich getrennt fühlt. In solch inniger, naturbestimmter Vereinigung mit dem Strom des Lebens vollzieht sich die tiefste Beglückung, die wir finden können. Bertrand Russell |
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