Schau,
dein Gebet hat mich gerührt.
Ich,
Allmutter Natur, Beherrscherin der Elemente,
erstgeborenes Kind der Zeit,
Höchste
der Gottheiten, Königin der Seelen,
Erste
der Himmlischen,
Ich
,die ich in mir allein die Gestalt aller Götter
und
Göttinnen vereine:
mit
einem Wink über des Himmels lichte Gewölbe,
die
heilsamen Lüfte des Meeres und der Unterwelt
vielbeklagtes Schweigen gebiete.
Die
alleinige Gottheit,
welche
unter so mancherlei Gestalt,
so
verschiedenen Bräuchen und vielerlei Namen der ganze Erdkreis verehrt.
(Übersetzung
August Rode)
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Er
klopfte an, und eine Göttin öffnete und bat ihn, hereinzukommen.
Sie sei, sagte sie, gerade mit der Schöpfung beschäftigt,
aber er solle sich ruhig ein bisschen hinsetzen und ihr bei der Arbeit
zuschauen.
Zur Zeit war sie daran, in einem Aquarium verschiedene Wasserpflanzen
einzusetzen. Gott war in höchstem Masse erstaunt über das,
was er sah,
er wäre nie auf die Idee gekommen, eine Substanz wie Wasser zu
erschaffen. Gerade dies aber, sagte die Göttin lächelnd, sei
sozusagen die Grundlage des Lebens überhaupt.
Nach einer Weile fragte Gott, ob er vielleicht etwas helfen könne,
und die Göttin sagte, sie wäre sehr froh, wenn er das Wasser
und ihre bisherigen Schöpfungen auf einen der Planeten bringen
könnte, die sie etwas weiter hinten eingerichtet habe. Sie würde
gerne auf dem unbedeutendsten anfangen, probeweise.
Also
begann Gott damit, die Schöpfungen der Göttin eine nach der
anderen aus ihrer Baracke auf die Erde zu bringen, und es ist nicht
verwunderlich,
dass später Menschen auf diesem Planeten nur den Gott kannten,
der das alles gebracht hatte und ihn für den eigentlichen Schöpfer
hielten.
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Von
der Göttin aber, die sich das ausgedacht hatte, wussten sie nichts,
und deshalb ist es höchste Zeit, dass sie wieder einmal erwähnt
wurde.
Franz Hohler, aus "Die blaue Amsel"
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