Die
Karte »Tod« bedeutet in der Regel nicht physischen Tod.
Sie weist meistens auf radikale äußere Veränderungen hin
(die Karte XVI, »Der Turm« ist die Entsprechung der inneren
Wandlung).
Die alten Verhältnisse drängen nach Auflösung.
Dieser Prozeß kann durchaus mit schmerzhaften Erfahrungen verknüpft
sein.
Dennoch ist durch das Ziehen dieser Karte die Bereitschaft dazu vorhanden.
Das Loslassen tragt die Erlösung in sich.
Der Tod zeigt seine unterschiedlichen Gesichter: Vernichtung und Entreißen
einerseits und Befreiung aus den beengenden Fesseln des Alten andererseits.
Welches von beiden hauptsächlich erfahren wird, hängt von der
Haltung des Betreffenden ab.
Jedes Festhalten-Wollen, jedes Anklammern an alte Bindungen läßt
das Sterben um so qualvoller erscheinen.
»Sich fallen lassen! Hat frau das einmal getan, hat frau einmal auf
alle Stützen und jeden festen Boden unter sich verzichtet, hörte
frau ganz und gar nur noch auf die Führerin im eigenen Herzen, dann
ist alles gewonnen, dann ist alles gut, keine Angst mehr, keine Gefahr mehr«
(nach Hesse)
Das Bild wird beherrscht von dem Skelett, das bereit ist, seine Sense mähen
zu lassen.
Es befindet sich in einer äußerst schwierigen angespannten Körperhaltung:
Ausgangsposition für Bewegungen, die eine Veränderung und letztendlich
Transformation einleiten.
Der Skorpion (unten im Bild) halt seinen giftigen Stachel zum Stechen bereit.
Die Blüten der Seerose und der heiligen Lilie liegen sterbend im Schlamm,
aus dem sie einst hervorgegangen sind.
Das nachfolgende Stadium: die Schlange, Symbol der Transformation.
Sie ist bereit, tödlich zuzubeißen, wenn dies erforderlich wird.
Der Fisch, die alte Vergangenheit, könnte ihr zum Opfer fallen.
Der Phönix kann sich erst erheben, wenn das Feuer der Umwandlung alles
verzehrt und in Asche gelegt hat.
Das Totengerippe tragt eine Art Krone die Kopfbedeckung der ägyptischen
Totenbestattung.
Dies ist ein Hinweis auf die Notwendigkeit, alte Ideen und Vorstellungen
zu Grabe zu tragen.
Schnüre und Stränge müssen durchschnitten, verhaftete Seelen
aus ihrer Verstrickung befreit werden.
Der Adler entfaltet seine Schwingen und hebt sich empor.
Bist
Du jetzt bereit für die notwendigen Veränderungen in deinem
Leben?
Akzeptiere die Schmerzen, die der Verlust des Alten mit sich bringen
mag.
An welchen überlebten Beziehungen oder Situationen hältst
du noch fest?
In
der Sufi-Tradition gibt es eine bekannte Aussage: »Sterbe, bevor
du stirbst«.
Sie ist eine Aufforderung zur Auseinandersetzung mit der Kunst des Sterbens.
Solange wir noch irgendeinen Rest von Angst vor dem Tod
und dem Sich-Fallen-Lassen in uns haben, können wir nicht richtig
leben.
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