Aufbrechen

Es kommt der Tag, da wird es wichtig sein,
dass du mitten beim Essen, zu dem du deine Freunde eingeladen hast,
dein Besteck hinlegst, aufstehst und davongehst.

Hinaus aus ihren halbfertigen Worten, weg von den Wänden
mit den vertrauen Bildern, fort von den Betten,
auf denen du deine Leidenschaft geübt hast, weg von den Büchern,
deren Gefühle du auswendig kennst.

Wenn du mutig bist, drehst du dich nicht um.
Wenn du mutig bist, drehst du dich nicht um.
Du weißt schon.

Wichtig ist, dass du dich nicht zurückhalten lässt,
wenn sie sagen: bleib, bleib, wie immer.
In genau diesem Moment des Zögerns entscheidet sind alles.

Schon in dem ersten Schritt
weg vom Tisch findest du Gedanken, deren Ende du nicht absiehst.
Du hörst dich sprechen wie der Wind, deine Haut wird straff und löst sich,
bunter wächst eine neue nach.
Von Erschütterung zu Erschütterung entsteht eine andere Welt,
und du tastest dich durch sie hindurch.

Es kann sein, dass du zum Nachtisch schon wieder zurück bist,
eine andere, und nur noch erkannbar für einige, vielleicht für niemanden mehr.

Ulrich Schaffer wurde 1942 in Pommern geboren, floh nach dem Ende des Krieges in den Westen und wanderte 1953 mit seiner Familie nach Kanada aus. Er wuchs im Norden von British Columbia auf, zog mit 18 nach Vancouver, studierte dort und in Hamburg Anglistik und Germanistik und unterrichtete zehn Jahre lang an einem College. Seit 1981 ist er freiberuflich Schriftsteller und Fotograf. Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt über fünf Millionen. Ulrich Schaffer und seine Frau Waltraud leben in Gibsons, an der Küste von British Columbia. Sie haben zwei erwachsene Töchter.