Zsuzanna Budapest »Mondmagie«

Selene

Heiter und strahlend wie eine Königin
zwischen ihren Hofdamen bewegt sich die Segensmondin
durch den sternenübersäten Himmel
und verleiht ihre Gunst in gleicher Ungezwungenheit den Schönen
und den Häßlichen, den Reichen und den Armen.
Wenn das Licht der Vollmondin den nächtlichen Himmel erfüllt
erwächst alles in stiller Bewunderung.
Sie ist von einer großen Friedfertigkeit umgeben.
Vergessen sind die Kämpfe der Welt des Wachens.
Es gibt nur die Stille der Nacht und das Licht der Mondin.
Ihr einsames Licht badet die Welt und läßt alles romantisch und wunderschön werden.
Sie erfüllt jedwede Kreatur mit Freude.

Die Göttin spricht Selene
Ich bin die weiße Mondin mitten unter den Sternen,
silbern und schimmernd, bestäubt mit Sternenstaub.

Deine Seele ruft nach mir.
Hast du Liebeskummer oder hungerst du nach Liebe?
Haben alle dich vergessen?
Bist du isoliert wie eine Maschine?
Sei nicht länger bekümmert, mein Kind!
Ich kann deine strömenden Tränen nicht ertragen; komm und gib sie mir,
und ich werde sie als Tautropfen nutzen, um das Gras mit ihnen zu benetzen.
Wisse, alles ist vergänglich, Liebe kommt und Liebe geht.
Gräme dich nicht länger verlorener Liebe oder verlorener Leben wegen, denn alle kehren zu mir zurück. Zeit ist eine von euch erfundene Illusion, für mich existiert sie nicht.
Ständig wandle ich mich und bleibe doch die gleiche.
Ich bin die ursprüngliche Uhr.
Eure Art der Zeitrechnung basiert auf meinen fluktuierenden Zyklen.
Ja, das einzig Konstante ist, daß ich immer im Fluß bin.

Sonst nichts.
Schau dir die prächtigen weißen Pferde an, die meinen Wagen durch den Himmel ziehen!
Wenn du näher hinsiehst, wirst du sehen, wie ich dich anlächle - ich, Selene, die Mutter des nächtlichen Himmels.

Ich bin die Mutter der Hekate, der Hexenkönigin.
Wenn du öfter unter meinen kühlenden silbernen Strahlen wandelst,
werde ich dein Herz öffnen.
Wie ein altes Spielzeug vom Dachboden werde ich dich abstauben
und dir neues Leben geben.
Nun, fühlst du jetzt meine Umarmung?
Mitgefühl und Großzügigkeit werde ich wie Ambrosia in deine Seele träufeln
und Kinder werde ich deiner Obhut anvertrauen;
ich werde dir echte Hoffnung in die Zukunft geben und die Düfte.

Ja, ich bin das Heim, die Mondin, deine Schöpferin, deine Beschützerin, deine Fürsprecherin
Mein Einfluß läßt dich alles Leben schützen wollen, denn es ist meine Aufgabe, alles ohne Ausnahme gleichermaßen zu behüten.

Ich bin die Intelligenz, die das Universum beseelt.
Mein geduldiger Magnetismus war es, der die erste organische Materie nährte,
die ersten Zellen, sie dazu inspirierte, sich zu teilen und zu vermehren.
Die Vielfalt des Lebens ist ganz mein Kunstwerk.
Auf mein Geheiß schwärmen Fische, laichen Guppies, schwimmen Schildkröten Hunderte Meilen weit, um sich zu paaren.

Ich bin es, die zaudernde Geliebte bereitwilliger macht.
Meine Strahlen veranlassen den einsamen Soldaten, sich nach Frieden zu sehen.
Meine Schönheit inspiriert den Geist von Männern und Frauen, Musik und Poesie zu schaffen.

Sieh!
Eine Seele steigt nun von mir in den Schoß einer neuen Mutter herab, in meinen Palast auf Erden.
Noch weiß sie es nicht, aber diese Seele hat auf den richtigen Moment gewartet,
um in ihr Leben zu treten - und nun ist sie gesegnet mit einem Kind.

Sieh all die Seelen, die ich in meinem Herzen beherberge!
Sie alle warten darauf, wieder ins Leben zurückzukehren und ich suche für sie bereitwillige und hingebungsvolle Mütter.

Ich will nicht, daß meine Kinder in Vernachlässigung und Verbrechen hinein geboren werden.
Ich will nicht, daß meine wunderbaren Seelen geboren werden, nur um zu leiden und mißbraucht zu werden. Ich will nur solche Mütter, die sie gebären wollen.

Ich bin gegen eine erzwungene Mutterschaft, ebenso wie gegen eine erzwungene Vaterschaft.
Wenn du zu meinen süßen Kleinen nicht lieb sein und sie aufziehen kannst,
dann sende sie zu mir zurück.

Zögere nicht, denn ich werde den Seelen meiner Säuglinge immer eine Zuflucht bieten.
Es ist besser, weise zu handeln, statt die Pflege einer Seele zu akzeptieren, die du nicht lieben kannst.

Gib sie mir zurück!
Ich werde sie tragen, so wie ich es schon seit Ewigkeiten tue.
In meinem Himmelswagen werden sie Zuflucht und Seligkeit finden.
An meinem silbernen Busen werden sie den perfekten Elternteil finden, der für sie auf Erden vielleicht nicht existiert.

Die Mondgöttin ist gütig und die Feen, die mir helfen, werden die Babys in den Schlaf wiegen oder sie Geistertänze lehren oder mit ihnen die süßen Lieder des Lebens und des Todes und der Wiedergeburt singen.

Ich bin die Mutter allen organischen Lebens, doch bin ich keine Närrin.
Ich habe allen Frauen meine Weisheit eingepflanzt.
Sie werden sich der Botschaften erinnern, die ich ihren vorzeitlichen Gehirnen eingeprägt habe,
meine DNA-Codes und meine Überlebensinstinkte.
Das Leben ist so kostbar und darum mußt du es mit großer Einsicht und voll Sorgfalt; behandeln.
Mißbrauche meine Fruchtbarkeitsriten nicht, mißbrauche meine Gabe des Samens nicht!
Eine zu große Anzahl von euch kann das Gleichgewicht, das ich so sorgfältig geschaffen habe, zerstören.

Überbevölkerung ist ein Verbrechen wider meine Gabe des Lebens.
Gehe nun ruhig fort.
Ich wache über dich und du kannst immerzu mir beten, wenn du meiner bedarfst.

Ich bin die Essenz des Werdens,
ich bin das Sein, das vor allen Göttern und ihren Regeln war und meine Frauen
werden sich meiner erinnern, wenn ich meine silbernen Posaunen der Wiedergeburt blase.

Denn ich bin immer da, in ihnen, und die Mondin ist die Kraft des Lebens.
Krebs ist das Sternzeichen mit dem stärksten lunaren Einfluß, denn es ist das Zuhause der Mondin.

Die nährenden Schwingungen der Mondin nehmen wir auf, indem sie in ihren Kindern den Sinn für die Gemeinschaft anregt, das Gefühl dazuzugehören.