Zsuzsanna
Budapest MONDMAGIE Thema: Drogen Einen
veränderten Bewußtseinszustand konnte man mit vielen Pilzarten
Nord- und Südamerikas erreichen. Viele Eingeborenentraditionen zeigen
die Heilkraft der »Heiligen Kinder«, wie Maria Sabina ihre
Pilze zu nennen pflegte, auf. Sie gebrauchte sie, um von den Heiligen
Kindern Hilfe zu erhalten und heilte Menschen, indem sie in diesen veränderten
Bewußtseinszuständen Nachtwache hielt und sang. Europäische Hexen benutzten die berühmte Flugsalbe, die eine Mixtur aus verschiedenen starken Drogen, unter anderem auch aus der Tollkirsche, war. Sie erzeugte ein Gefühl, als ob man fliegen würde. Die Körper der Hexen fielen zu Boden und wurden dann von ihren Schwestern bewacht, während sie selbst nicht in ihrem Körper waren. Hunde, die heiligen Tiere der Mondin, bewahrten ihre Herrinnen vor Störungen bis sie wieder zurückkamen. Die
Hexen berichteten, daß sie mit Diana und ihren Tausenden Gefährten
zu einem Fest auf einem Berggipfel flogen, wo sie nach Herzenslust aßen
und tranken und sich liebten. Und keine von denen, die auf diesen Reisen
Liebe machte, wurde jemals schwanger. Manchmal traten Hexen in einen veränderten
Bewußtseinszustand, um der Verfolgung ihrer Feinde zu entkommen:
In einer Überdosis eingenommen bringt die Tollkirsche das Herz sofort
zum Stillstand - immerhin ein besserer Tod als zu verbrennen. Das
Opium, das eine sehr beliebte Droge des letzten Jahrhunderts war, zerstörte
ganze Reiche. Es ist eine sehr mächtige Droge, aber wenn man sie
rituell und in niedriger Dosierung einnahm, läßt sie prophetische
Visionen aufsteigen. Man
weiß, daß Haschischklumpen in den Erdspalten, über denen
die Priesterinnen weissagten, verbrannt wurden. Heute ist Marihuana eine
Ritualdroge in Jamaika; man gebraucht Ganja zur Anbetung der Natur. Die
Drogengeneration definierte den Begriff Gesellschaft neu, lehnte den Krieg
ab und feierte die Kreativität mit einem Ausbruch der besten Musik
der Welt. Marihuana wurde eine Friedensdroge. Auch
Peyote-Buttons wurden in großem Umfang für die Suche nach Visionen
gebraucht, die Droge der eingeborenen Amerikaner für die spirituelle
Vereinigung mit dem Großen Geist. LSD
war eine moderne spirituelle Droge, wenn sie in einem sorgfältig
geschützten Raum zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten genommen
wurde. Aber
der Gebrauch all dieser modernen Drogen ist nichts als die Sehnsucht nach
den alten Lustbarkeiten und dem alten Hochgefühl in der Vereinigung
mit der Natur. In
Ungarn betrinkt man sich schon, nur um miteinander zu reden. Es ist ein
nationaler Brauch, sich oft zu betrinken. Man sieht das als gutes Benehmen
an. Ich hoffe, der Gebrauch von Wein wird sich eines Tages zum Maßvolleren
wenden, und die Verehrung des Weines wird eine bewußte Handlung
sein. Bier
ist auch heilig. Früher war es der Met. Fermentierte Gerste und Hopfen,
Met in allen möglichen Geschmacksrichtungen und Malz waren die urzeitlichen
Drogen der europäischen Völker. Kaffee
ist eine mächtige Droge, obwohl ich aus alten Zeiten keine Rituale
aufstöbern konnte, in denen er benutzt worden wäre. Tatsächlich
wurde er in der Türkei, wo sie allerdings wirklich starken Kaffee
kochen, vor kaum einem Jahrhundert für illegal erklärt. Heute
haben wir viele Kaffeerituale und beginnen schon am frühen Morgen
unseren Tag mit einer Tasse schwarzer Brühe. Es gibt ein Ritual dafür,
ihn frisch aufzubrühen, oder nur Wasser zu kochen, um es uns zu ermöglichen,
mit unserem industriellen und postindustriellen Lebensstil klarzukommen. Zucker
ist eine alte Droge. Zucker wurde oft in der Magie in Form von Honig benutzt.
Honig
war ein Gesundheitsträger, gut gegen Erkältungen und süß
für die Gaumen der Kinder. Salz
ist magisch; es steht für Weisheit. Es wird in Zaubern wie der Selbstsegnung
gebraucht. Es erzeugt einen etwas veränderten Bewußtseinszustand,
weil es den Stoffwechsel schneller laufen läßt. In
der Natur gibt es eine große Anzahl Drogen, die Hochgefühle
hervorrufen können; sogar Mohnsamen und bestimmte Windensamen (Ipomoea
purpurea) sind ihrer Natur nach Narkotika. Unsere lunare Spezies muß
sie alle gekostet und ausprobiert haben. Alle haben sie uns »high«
gemacht. Ich
glaube, die Menschen werden immer bewußtseinsverändernde Drogen
suchen. Jede Kultur hat ihre vorherrschende Droge. Heute haben wir Tabak
und Alkohol und Kaffee. Morgen gibt es vielleicht eine andere Drogenauswahl,
die wir gutheißen. Aber es wird immer einen Weg geben, unseren Verstand
zu drehen, solange es noch Menschen gibt. Ich
glaube nicht, daß es etwas nützt, sich der Thematik mit Moralismus
und scheelem Blick anzunähern. Alle,
vor allem bewußtseinsverändernde Drogen sollten zum Bereich
der Spiritualität gehören, um kontrolliert werden zu können.
In Zeiten des spirituellen Bankrotts - wie in unserem postchristlichen
Zeitalter - wenden sich die Drogen gegen uns. Und doch haben sie uns historisch
gesehen viel geholfen; vielleicht wäre eine neue spirituelle Beziehung
zu bewußtseinsverändernden Drogen möglich, wenn die Leute
nur klug genug wären, das zu fordern.
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