Die
Göttin spricht Als
schwarzer Meteorit kam ich zu dir, ein schimmernder, schwarzer Schmetterling
aus Obsidian. Einen Augenblick nur verweilte ich auf deiner Stirn - du
dachtest, der Wind hätte deine Brauen berührt. Jedes Jahr blutet er unter meinem Lebensbaum zu Tode. Mein
Schicksal ist das vieler Mütter, die ihre Kinder an den Krieg oder
die Gewalt verloren haben. Ich
bin auch die trauernde Mutter, die rasende, verrückte Mutter, die
Mutter, die niemals vergißt Die Pieta bin ich, ich halte den teuren
Körper meines Sohnes im Schoß, hauche ihm wieder Leben ein,
auf daß er im Frühling wiederauferstehe und in neuer Gestalt
trinke und lache. All die Mütter bin ich, die Tränen vergossen
und schlaflose Nächte verbracht haben, weil die Söhne, die wir
geboren haben, zum Tod zurückgekehrt sind; und wieder und immer wieder
müssen wir sie zurückfordern, auf daß sie durch das Lebenstor
abermals zurückkehren. Die
Herrin der Ernte bin ich und weiß, daß das Korn geschnitten
werden muß, damit es sich wieder im Wachstum erheben kann. Und
ach, wenn er das tut, wenn von überall sein süßes Lachen
zurückschallt, wenn meine Augen sein makelloses Antlitz wieder erblicken,
wenn er den Tänzen meiner Priester und Priesterinnen beiwohnt, dann
ist das grüne Wunder, die Große Auferstehung, wieder vollbracht.
Bringt
mir meine wilden Löwen der Nacht und ich, Kybele, werde in meinem
Wagen Platz nehmen. Langsam, in einem königlichem Trott, streichen
meine großen, heiligen Katzen um die Stadt, damit mein Volk mein
Antlitz erblicken möge. Mein
Volk jubelt in Scharen und schwingt violette Seidenfahnen. Blütenblätter
werden auf meinen Weg gestreut. Mein Wagen rollt wie die Mondin ganz majestätisch
über den Himmel. Blickt ihr meine heiligen Eunuchen etwa scheel an,
denkt ihr, sie seien unnütz, nur weil sie sich entmannt haben, um
mir ähnlicher zu sein? Maßt euch kein Urteil an! Denn
viele Männer wollen mir dienen und in meiner Tradition ist es Männern
gestattet, ihr Geschlecht zu wechseln, wenn es ihr Wunsch ist. Sie sind
keine Mißgeburten, es sind meine heiligen Priester. Ich
herrsche mit Gerechtigkeit und bedingungsloser Liebe. Ich bin es, die
dich vom Tod zurückfordern und dich wieder in den Lebensfluß
ziehen kann. Ich bin es, die denen, die verloren sind, eine zweite Chance
gewähren kann. Du
verehrst mich, wenn du in den Armen deiner/s Geliebten liegst und orgasmische
Gefühle deinen Körper erbeben lassen. Ich gab dir die Fähigkeit,
ganz zu fühlen und ganz zu leben und mir in deiner Ekstase nahe zu
sein. Rufe, so wie die Priester und Priesterinnen, die mir im alten Rom dienten, es verkündeten: »Seid
guten Mutes, Neophyten, denn AtKybeletis ist gerettet und so werden auch
wir gerettet werden«. Niemand
wird in meiner Tradition verdammt Keine Spielart der Sexualität wird
dir aufgezwungen oder wäre erforderlich. Inder Liebe sind alle meine
Kinder gleich und sie alle sind gesegnet. Nimm an dem Festzug, der meinem
silbernem Abbild folgt, teil, tragt, mich zu meinem neuen Ehrenplatz,
bade mein Abbild in deinen Flüssen und Seen, verehre mich durch Veilchen,
verbrenne mein Räucherwerk in reichlichen Rauchschwaden. Bringe
der Vollmondin die Ekstase deines offenen Herzens und wisse - die Lebensfreude
ist sicher. Das
Thema dieses Mondumlaufs ist Energie, also drücke deine, Kraft aus, |