Eine Vision

(Auszug)

Die Sonne in ihrer schwindenden Helligkeit lässt die Mondin kräftiger wirken.  
Das grelle Licht der Sonne hat wie die Dunkelheit der Nacht, wenn alles in Harmonie ist,
wie Ebbe und Flut, wie Wirkung und Ursache,
stets gleich ausgewogen scheinend eine Beständigkeit, die mich beruhigt.

Wirkung und Gegenwirkung sind auf der Ebene gleichrangig, wenn auch entgegengesetzt.
Sie kommen zurück wie das Schwingen des Pendels. 

Wo ich stehe, das entscheide ich.
Alles in der Zeit ist gestorben und Mutter Erde zurück gegeben worden,
und doch ist die Mutter der Beginn allen Seins und gebiert täglich neu. 
Mutter Erde nimmt an, was ich ihr gebe. 
Sie verwandelt sich in jeder Stunde und gibt Nahrung und Halt. 
Sie lässt geschehen, sie lässt SEIN. 
Sie verändert sich im Licht der Sonne und im Schein der Mondin.  
Die tragende Kraft der Luft, die Leichtigkeit der Luft,
die eine Feder sanft zu Boden gleiten lässt und den Vogel so sicher trägt wie sie Bäume entwurzelt.
Sie erreicht mühelos den höchsten Gipfel des Berges und die tiefste Höhle.
Sie bewegt die Zweige des Baumes im Sturm und lässt das Wasser,
sacht in Wellen an den Strand plätschern, oder tosend und brausend an Felsen brechen. 
Luft bedeutet Leben, Atmen bedeutet Leben, bedeutet Heilung. Luft füllt die Leere.  

Das Wasser völlig widerstandslos gibt in seiner machtvollen Stärke Leben und Zerstörung. 
Farblos scheint es zu sein, dabei spiegelt es die Farbe des Himmels – und was anderes ist der Regenbogen?
Wasser sammelt sich stets in der Tiefe.  

In der Tiefe entsteht auch das Feuer. 
Es verwandelt alles. Feuer ist in seiner Wärme ein Segen, in seiner Unbeherrschtheit vernichtend.
Diese Energie des Feuers, prasselnd, glosend, glühend,
die Farben der Erde und des Wassers widerspiegelnd, gibt Kraft. Es erfüllt den Augenblick.  
Und ich stehe hier in Demut und Dankbarkeit, gebe mich diesem Augenblick des Glücks hin.  
Ich blicke mich um und staune. 
Ich höre die Luft, ich bin umgeben von Tönen.  
Ich lebe, ich bin. Mein Leben ist fließende Energie. 
Die reflektierende Energie der Sonne auf meiner Haut hinterlässt Spuren. 
Das leuchten der Mondin in der Nacht öffnet mein Herz und meine Sinne. 
Und Träume werden wahr, in meiner Freiheit gibt es Einschränkungen, 
keine Grenzen – ich verströme mich in der Grenzenlosigkeit des Universums
und schwebe im Einklang des göttlichen Seins.  
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Ich huste, spucke, kotze aus. Ich übergebe mich in einem Anfall von scheinbar nie endenden wollenden Husten.
Ich spucke aus.
Ich huste die versteinerten Worte aus, ich würge an vierzig Jahren alten geschluckten Worten und spucke sie aus.  

Hustend, hechelnd nach Luft, Enge spürend, stehe und würge wie ein Tier alles unverdauliche 
raus – ah, das tut gut. Meine Stimme klingt wie das klägliche maunzen einer Katze,
das fiepen eines Welpen, das unartikulierte lallen eines Babys was kurz vor dem Schreien steht.  
Ich bin im Glas des Fensters die geisterhafte Erscheinung. 
Ich lasse jetzt Träume Wahrheit werden und die Sehnsucht danach erfüllt quälend meinen Körper.

Und ich bete im sanften Licht der Mondin um Erlösung.  
Ein Schauer purer Lust pulsiert in mir. Jetzt gehe ich durch das bewachte Tor.
Losgelöst und frei scheine ich auf dem silbernen Strahl den Weg in der Dunkelheit zu finden aus der Einsamkeit,
die mich wie ein Mantel umhüllt.
Ich weiß, das ich mich vorbereiten muss auf das, was in dieser Nacht passiert.
Denken, träumen ist Bewegung geistiger Energie.
Ich erkenne das Jetzt. Ich erkenne die Vollkommenheit in mir – ich muss nur Loslassen.


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