Komprimiertes Elend,
Haß, Wut und Liebe
in einer Umarmung die erstickt,
die festhält und nichts frei geben kann.


Der Mensch,
liebenswert
und erschreckend zugleich.
 Da ist die Grenze nicht da, die Grenze von Spiel und Ernsthaftigkeit, von Leben und Tod. Schonungslose Offenheit, für Lügerei fehlt die Kraft. Nackte Realität und der Sprung in das Ungewisse, der Sog in das Dunkle, der Kampf in die Helligkeit, in die Wärme. Geborgenheit als Belohnung für Schmerz, Schmerz als Legitimation zum Leben, Schmerzlosigkeit gleich Frieden und sterben, der Griff zur Rasierklinge, das fließen von Blut gleichzusetzen mit einer Energie, die eine Aufmerksamkeit fordert, von allen.

Das fließen des Blutes als ein Signal. Ein lautloser Schrei begleitet von Schmerz, sichtbar durch das abfließen des kostbaren Lebenssaftes.

Das Lachen klingt schrill, die Augen flackern, die Gesichtszüge sind verzerrt, der Balanceakt beginnt - immer wieder neu, immer wieder von vorn. Im Licht der Sonne fließen Tränen. Komprimiertes Elend. Wahnsinn.

Diese Energie zieht wie nasser Nebel in die Gedanken, erstickt alles Lachen, alle Freude, alle aufflackernde Energie, läßt die Worte verstummen, läßt Gesten der Zuneigung im Ansatz verharren.

Klinik Intensivstation da kämpfen zwei fremde Menschen mühsam darum in das Leben zurück zu kommen, sie wollen noch nicht sterben.

Und da ist eine Frau, die ich kenne, die aufgegeben hat, die nur noch atmet, weil eine Maschine ihr den Takt vorgibt. Die sich davon machen will, die sich vom Turm gestürzt hat, weil sie mit dem Wind spielen wollte.

Ein ständiger Balanceakt zwischen den Welten.

Gnadenlos zwingend in ihrer Argumentation und der Aufforderung in einem selbst die Grenze zwischen Nähe, und Distanz zu finden. Die eine professionelle Hilfe braucht, sie gleichzeitig ablehnt, die Forderung nach Berührung und dann wiederum nicht...
Da wird alles andere unwichtig.

Dann geht es für mich persönlich darum, zu schauen, was bei mir ausgelöst wird, was da so eine unglaubliche Resonanz auslöst.

Reflektionen in mir wie in einem Spiegel - ich muß hinschauen, ich muß sehen, was ich bisher nicht sehen wollte...

Ist das Leben in all seinen Facetten wirklich lebenswert?

Da kommt die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Frage nach Gott, nach Engeln, nach dem Universum.
Die Frage, warum wurde Jesus gekreuzigt?
Was wurde da an das Kreuz genagelt?
Und die Wunden die der Dornenkranz verursacht scheint das Vermächtnis zu sein, welches diese Menschen in sich tragen. Sünde, Schuld, ich bin Schuld, ich bin schuldig, ich kann nur dann leben, wenn ich Schmerzen habe - Aggression umarmt die Resignation.



Reflektionen
der anderen, derjenigen, die nicht so unmittelbar betroffen sind, die müde sind, verunsichert, die nichts mehr glauben können. Die, die sich dann selbst verletzen. Die, die übrig bleiben, oder die, die zurück bleiben mit ihren vielen Fragen.

Oder diejenigen, die sagen, das kann ich auch, sie hat richtig gehandelt.

"Warum soll ich noch kämpfen, was gibt es für mich noch zu erreichen, was ist mein Ziel, was will ich hier überhaupt"?

Und dann sitzen wir im Kreis, jede verharrt in ihrer Welt, so unerreichbar scheinend und doch wieder mit dem Wunsch erreicht zu werden - Hilfe - helfe mir!

Aus diesem Kreis," gib mir ein Ziel, gib mir einen Lebensinn - fordere mich auf - nimm mich mit in deine Welt, reiß mich aus dieser kalten Umklammerung des Todes, hol mich raus aus dieser Dunkelheit in das Licht" - und die vor Tränen blinden Augen richten sich auf mich, hoffend - fordernd - nach Lösungen suchend - und schon ist er wieder da, dieser unbändige Lebenswillen, und schon ist dieser kleine Funken des Lichts wie eine riesige Fackel in der Dunkelheit.

Was macht es, wenn die kleinen Feuer langsam wieder erlöschen wenn die Quelle des Feuers stark und kräftig ist?

"Ich will Leben, bis Morgen, bis Montag vielleicht, bevor mich die Mächte wieder in die Tiefe reißen, wer weiß, ob ich dann wieder die Kraft habe, weiter zu kämpfen... "

Und dann erzählen die anderen von ihrer Wut, von ihrem Zorn und von ihrer Hilflosigkeit, es klingt anklagend und ohnmächtig zugleich, es klingt nach Schuld und dann wieder nach tiefem Verstehen.

Einsicht - Aussicht - Weitsicht - eine Klarheit entsteht, der nasse Nebel hebt sich, läßt die Sonne um so klarer werden - Ziele - ja, ich will - helft mir - laßt mich nicht allein...