Schmerz
Ihn annehmen - weder zu überlisten
noch zu verdrängen ist nicht möglich.

Verbinden mit meinem Leben - ohne ihn
zum Lebensinhalt zu machen.
Ich soll wohl ohne diesen dauernden Akt
der Distanzierung vollziehen zu müssen etwas lernen.
Bis zur Erschöpfung - mich immer wieder fragen:
Was ist der Sinn?
Bis zur Ergebenheit - bis zur Entleerung des Selbst -
bis hin zur Selbstaufgabe...

Was gebe ich denn auf, was halte ich fest?

 

Bild: Crowley Tarot: Die Ausgleichung

 

Die Ohnmacht der Fesseln des Schmerzes - findet kein Ende.
Die Machtlosigkeit wird zur Hoffnungslosigkeit.

Leere ist da, Schmerz - der Wunsch nach bloßer Körperlosigkeit ist zum scheitern verurteilt - und verstärkt den Schmerz, dieses nicht enden wollende Gefühl...

Mein Körper wird mir immer fremder - er ist nicht in Ordnung.
Es ist, als würde jetzt nichts mehr zusammen passen - ich präsentiere mich in meiner Verletzlichkeit.
Ich bin weniger, als ich bin.

Die Kraft liegt in meinem Leiden und die kommende Erlösung liegt im Tod, im loslassen. Wo der Sinn nicht erkennbar ist oder wird, bricht jedes moralische Weltbild in sich zusammen, und mein Leben reduziert sich auf qualvolles Warten auf das sterben.

Das Schwert von Ausgleichung bohrt sich in mein Herz.
Hinter ihrer Maske verbirgt sie ihr Gesicht. "Ich halte die Waage in meiner Hand und das Schwert", sagt sie direkt zu mir, ich sehe in ein maskenhaftes starres Gesicht.
Ob sie die Maske abnimmt?
"Ich bin die Gerechtigkeit und die Ungerechtigkeit. Dein Wunsch nach Harmonie, Ausgeglichenheit und Selbstbeherrschung ist so stark, daß er dich schmerzt.
Dein Wunsch nach dem Gleichgewicht blockiert dein Denken.
Du weichst jedem Kampf aus - du machst dich selbst damit zum seelischen, geistigen und körperlichen Krüppel.
Ich tue nichts besseres für dich, als das, was du für dich gewählt hast.
Für alles gibt es eine Re-Aktion, und ich bin die Reaktion. In deiner Selbstgerechtigkeit verurteilst du nicht nur dich selbst. In Deiner Gerechtigkeit scheinst Du manchmal erbarmungslos zu sein". In Deiner selbst erwählten Situation bist du unerträglich.
Du triffst selten dir unangenehme Entscheidungen, und wenn, dann nur halbherzig.
Ich bringe Deine inneren Ansprüche immer wieder ins Gleichgewicht - und das tut dir manchmal weh! Ich verdeutliche die Strukturen deines Denkens und Handelns.
"In der letzten Zeit geht es dir doch immer besser oder?" fragt sie mich mit einer Stimme die mich fasziniert.
Ja, sie ist eine Göttin. Justicia die das ausspricht, was ich mir nicht erlauben würde, mit einer Stimme, die nicht von dieser Welt ist.
Ihr Schatten, den sie wirft, spiegelt meinen ruhelosen Geist.
"Es ist dein ständig fragender ideenreicher Geist", sagt sie in meine Gedanken, "er macht es möglich, daß du deine Barriere erkennst und über sie hinweg steigst ohne andere dabei zu verletzen.
Es gibt kein Richtig und kein Falsch denn alles entspringt in deinem Kopf und hat eine Quelle. Alles ist gleich-gültig. Es ist die Polarität in deinem Denken, wenn du dich entscheidest.
Einerseits zeigte ich dir die absolute Wahrheit die es nicht gibt.
Ich mache dir das Recht bewußt und das Unrecht. Und die äußere Gerechtigkeit, die euer und dein gesellschaftliches Leben regelt. Oder die innere Gerechtigkeit, dein Gewissen. Immer dann, wenn du anfängst Fragen über dich zu stellen".

"Du erkennst dann das, was sich regelrecht zur Bestrafung anbietet, welches dann die Bereitschaft zum Leiden in sich trägt.
Du brauchst dann diese Hingabe an das Leiden, um dich ausleben zu können. Das ist dir vertraut, das kennst du. Das Unrecht der anderen ermöglicht dir, dich in deiner Situation zu verwirklichen, zu spüren. Du spürst den Schmerz der Hilflosigkeit, wenn du das Schwert in deine eigene Brust bohrst.
Das macht für dich die Frage nach der Schuld so interessant. Du bist Opfer und Täterin in einer Person. Unrecht ist so lange unvermeidlich so lange wie du das Recht, wer immer auch bestimmt was Recht und Unrecht ist, leben willst.

Dabei erkennst du noch nicht, das sie sich nicht bekämpfen, sondern ideal ergänzen.
Sie stellen zwei Seiten der Wirklichkeit dar. Das Gute, wenn du diese Worte für dich gebrauchen willst, steht nicht im Widerspruch zum Bösen. Das ist das Gesetzt der Gegensätzlichkeit. Es ist das Gesetz der Ursache und Wirkung. Was tust du, damit du handeln kannst? Was sind deine Beweggründe, wenn du schweigend wegsiehst?".

Ich muß sie wohl ziemlich ratlos angesehen haben, denn ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. "Du suchst jetzt das, was in meiner Umgebung fehlt?" fragt sie.

"Alles ist in dir, du solltest mal hinschauen. Wo ist dein Selbstwertgefühl, deine Selbsteinschätzung? Urteilst du nicht sehr hart? Das, was du bei anderen tolerierst, verurteilst du bei dir. Deine Intuition weiß sofort was richtig ist und sie wird richtiggehend krank, wenn du dich ständig verbiegst und nicht das sagst was du eigentlich sagen wolltest.
Dann entstehen wieder Schuldgefühle, du fühlst dich schlecht und suchst dafür eine Ausrede. Entweder lebst du die Begeisterung oder suhlst dich im Zögern, um dann wieder leidend zu werden, weil andere für dich entscheiden. Du bist umgeben von Reglementierungen von Geboten, Verboten, von Vorschriften und Regeln.
Mit dem Schwert schneide ich ab was dich beschränkt. Halte die Waagschalen selbst in der Hand. Der gegenwärtige Augenblick ist der, der wirklich existiert. Gestern ist gewesen, das morgen kommt erst noch. Wenn du also etwas ändern willst, dann tu es jetzt. Setz dich selbst in eine der Waagschalen - na, wiegt sich alles auf?

Ihre Maske hat sie nicht abgenommen, warum sollte sie auch? Sie steht immer noch in wunderbarer Balance vor mir. Das, was sie trägt, scheint sie nicht zu bedrücken.
Das Grün und Blau welches sie umgibt sind die Farben des Geistes und des Wassers, welches hart und so weich sein kann...
In ihnen spiegelt sich der Himmel und das Wasser. In ihnen spiegelt sich der Geist, die Sehnsucht, das Verlangen und die Hingabe. In ihnen spiegelt sich die Gegensätzlichkeit des Denkens.

Ich weiß jetzt genau - niemand kommt durchs Leben, ohne jemals einen anderen zu verletzen. Wir bereiten Schmerzen und erleiden Schmerz. Das macht uns nicht zu bösen Menschen, es macht uns nur zum Teil des Geschehens, das das Leben ist.