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Zeichen
und Symbole
von Zuzsanna Budapest
Die sogenannten "traditionellen
" Religionen schufen ihre Symbolik, indem sie die ursprünglich heidnischen
Symbole übernahmen und in ihre neue Religion integrierten.
Sie erreichten dies im Laufe der Jahrzehnte durch absichtliche Missinterpretation
und falsche Übersetzung uralter Texte und dadurch, dass sie systematisch
und sehr bewusst die Große Göttin völlig totschwiegen.
Es gibt wohl nichts Unnatürlicheres als die Vorstellung von Leben
ohne Mutter.
Und doch gelang es dem Patriarchat, der Welt das Konzept eines selbsterschaffenen
Mannes zu verkaufen - das Konzept eines Gottvaters, der sich selbst gebar.
Zu keiner Zeit in der Evolutionsgeschichte hat ein Mann je irgend etwas
geboren, geschweige denn ein Universum, geschweige denn Menschen.
Menschen gingen zu keiner Zeit aus irgend etwas anderem als dem Leib einer
Mutter hervor. Das ist der Lauf der Dinge, und das ist die Art und Weise,
auf die Leben entsteht.
Das ist auch der Grund dafür, dass wir in der Hexentradition die nackte
weibliche Gestalt als die Quelle verehren.
Auf Bildern, Zeichnungen
und bei Statuen der Göttin kann man oft beobachten, dass sie auf ihre
Genitalien zeigt. Sie tut dies nicht, um zu kokettieren, sondern um auf die
Quelle des Lebens hinzudeuten. Nackte weibliche Figuren wie diese, die überall
auf der Welt gefunden wurden, wurden von vielen Archäologen als mehr
oder weniger unwesentliche Bestandteile von Fruchtbarkeitskulten abgetan,
denen keine große Bedeutung beigemessen wurde.
Aber was wäre die Erde ohne Fruchtbarkeit!
Nichts und niemand würde wachsen und gedeihen. Fruchtbarkeit ist unsere
Basis, unsere Nahrung. Fruchtbarkeit ist unsere Lust und unser Vergnügen.
Die frühesten
Darstellungen der Göttin zeigen sie als einen Vogel.
Sie ist die weiße Taube, die weise Eule, der Geier in ihrem Todesaspekt,
der heilige Heron Aphrodites.
Frühe anatolische
Funde wurden als Symbole eines heiligen Geistes betrachtet.
Dieser heilige Geist spendete Leben, heilte und konnte auch in den Menschen
wachgerufen werden. Die Taube scheint das einzige religiöse Symbol zu
sein, das in seiner Bedeutung nicht umgewandelt oder verzerrt wurde.
In den sechziger Jahren wurde sie zu einem nationalen und internationalen
Symbol für den Frieden. Picassos Bild der Taube ist berühmt.
Noch immer repräsentiert die Taube den "Heiligen Geist", der völlig
unpersönlich ist.
Selbst als Symbol Aphrodites, der Göttin der Liebe, überlebte
die Taube die bitteren Zeiten des Patriarchats. (Auf den Deckenmalereien im
Vatikan ist sie mit weitgeöffneten Flügeln zu sehen.) Die Taube
war von jeher auch ein heiliges Symbol Isis' und Dianas.
Die Religion der
Göttin ist
lebensorientiert und freudevoll - eine Feier des Lebens
mit Musik, Tanz, Poesie
und einer ständigen Bewusstheit, dass es gilt,
Wachstum und Leben zu fördern.
Die Religionen, die die unsere zerstörten,
mussten einen völlig anderen Weg beschreiten,
denn sonst hätten sie den Menschen nicht plausibel machen können,
dass es nötig sei, die Religion zu wechseln.
Doch die bereits bestehenden
militärischen Kontrollen erwiesen sich als wesentlich weniger effektiv,
als man angenommen hatte. So benutzte man zur Beherrschung der Menschen das
Konzept der "Sünde", eine Neuerfindung der Patriarchen, indem man alle
positiven Symbole der Göttin in negative umwandelte (im Sinne von "sündhaft",
"schlecht" "böse ") und diesen Prozess durch religiöse und militärische
Unterdrückung forcierte.
Diese Praxis wird
besonders an dem bedeutsamen Beispiel des Baumes der Erkenntnis oder Baumes
von Gut und Böse, der im Garten Eden wächst, offenbar.
Ursprünglich galten Wissen und Autorität, die durch einen Baum,
auf dem sie symbolisch wuchsen, dargestellt wurden, als positive Eigenschaften.
Oft wurde eine Göttin mit einem Apfel in der ausgestreckten Hand dargestellt.
In der Geschichte von Adam und Eva müssen der Apfel und der Mutterbaum
als Vehikel dienen,
um Betrug, Schande und eine
schamvolle Bewusstheit über die Nacktheit des menschlichen Körpers darzustellen
Die westliche Zivilisation hat noch heute unter diesem krankhaften Konzept zu
leiden.
In Wirklichkeit sind Bäume sehr spirituelle Wesen, die in der Lage
sind, die menschliche Aura um ein Vielfaches zu verstärken und die Energie
nach oben zu lenken.
Johanna von Orleans hatte einen "persönlichen" Freund Gestalt eines
Baumes, der direkt vor ihrer Stadt stand. Wenn sie unter diesem Baum stand,
hörte sie ihre "Stimmen "
Napoleon Bonaparte
pflegte sich mit dem Rückgrat an einen Baum zu lehnen, wenn er besonders
erschöpft war, denn er glaubte, dass der Baum seine Energien auffrischen
könne. Es ist jedenfalls eine sehr gute Idee, eine enge Beziehung zu
einem Baum zu entwickeln.
Die Anhänger/innen
der Göttin waren überzeugt, dass Bäume Krankheiten heilen,
Erschöpfung beseitigen und neue Energie schenken können, und sie
betrachteten es keineswegs als Zeitverschwendung, tiefe und bedeutsame Beziehungen
zu Bäumen zu pflegen. Diese Praxis wusste später als "Baum-Kult
" bezeichnet, was sie jedoch keinesfalls war. Die heidnische Verehrung der
Kräfte von Bäumen war und ist nichts anderes als eine Anerkennung
der Lebenskraft, wie sie vom Baum des Lebens verkörpert wird.
Sehr oft wird das
Baum-Symbol mit vier Armen dargestellt, die die vier Jahreszeiten und vier
Hauptsabbate repräsentieren.
In manchen Teilen
der Welt wurde dieser Baum (das Lebensrad) mit acht Armen dargestellt, die
die acht heiligen Sabbate symbolisierten.
Das Lebensrad ist heute vielleicht eher als die "Swastika" (das Hakenkreuz)
bekannt, die jedoch ursprünglich absolut nichts mit solchen Absurditäten,
wie "Überlegenheit der weißen Rasse " oder Hitlers dämonischen
Vorstellungen zu tun hatte.
Auf den Statuen jugoslawischer
Göttinnen fand man Abbildungen des Lebensrades und heiliger Vögel.
Furchen auf den Bäuchen solcher Göttinnen symbolisierten die
Bilder der Verehrerin oder ihrer Gemeinde und sollen Die Fruchtbarkeit des
Landes beschwören. Manche Statuen trugen sogar breitgestreifte Socken.
Die Anhänger/innen der Göttin betrachteten Nacktheit natürlich
niemals als schlecht oder gar als Grund zur Scham. Der Körper ist ein
Tempel, ein Schrein für die Göttin, und als solcher nicht von unseren
Seelen getrennt. Wir sind eine Einheit. Wir sind ganz.
Den
Heiden war die Vorstellung einer Trennung von Körper und Seele, wie sie die
Christen pflegen,
von jeher fremd.
Der patriarchalische
Dualismus mit seiner scharfen Trennung zwischen gut und böse, schwarz
und weiß, der ein Gesetz der Sünde und Scham mit sich bringt, für
die dann wiederum ein Erlösungsversprechen gegeben wird, ist ein religiöses
Gift. Es ist ein Gift, das in letzter Konsequenz zu gefährlich dummen
und zerstörerischen Handlungsweisen führt.
Zum Beispiel dem Bau
von Atomkraftwerken an Orten, wo Menschen leben, der Herstellung gesundheitsschädlicher
Nahrungs- und Arzneimittel, dem Bau von Betonburgen und Straßen auf
jedem verfügbaren Fleckchen Erde, der systematischen Verschmutzung unserer
Luft und unseres Wassers.
Dies ist nur möglich, wenn Menschen keine wirkliche Beziehung zu ihren
Körpern haben, ihre Körper nicht als heilig betrachten und sie nicht
der spirituellen und physischen Pflege für wert erachten (oder des Schutzes
vor ihren eigenen Erfindungen).
Viele Statuen zeigen
die Göttin mit stolz entblößten Brüsten.
In matriarchalischen Gesellschaften war das Entblößen der weiblichen
Brust nicht mit Scham verbunden, denn die Göttin wurde als Frau verehrt,
so wie Frauen allgemein verehrt wurden.
Das Entblößen der Brust bedeutete, dass die Frau wie die Mutter
- wie die Göttin - war.
Die Darstellung der Brust bei Statuen oder auf Bildern der Göttin hat nichts
mit erotischer Symbolik zu tun, sondern drückt das Ur-Weibliche aus und deutet
auf die Kraft, die Leben und Nahrung spendet, hin.
In unserer heutigen Gesellschaft ist das Entblößen der weiblichen
Brust ein Tabu, während sich Männer völlig ungeniert mit nackter
Brust in der Öffentlichkeit zeigen können.
Dies hängt mit der uralten Symbolik und der Bedeutung, die die weibliche
Brust darin hat, zusammen.
Symbole des Nährens
sind machtvolle Symbole, denn sie erinnern die Männer an ihre Abhängigkeit
von der Mutter - von der Frau.
Die patriarchalischen
Männer mögen es nicht sehr, täglich an diese Tatsache erinnert
zu werden, aber die früheren Kulturen hatten nichts dagegen, mit den
natürlichen Fakten des Lebens konfrontiert zu werden.
Sie wussten, wie die Große Mutter wirkte, und betrachteten den Brauch
der Frauen, sich mit entblößter Brust in der Öffentlichkeit
zu zeigen, als natürlich und angemessen, denn die Frauen drückten
damit ihren Stolz auf ihre Rolle als Gebärerinnen und Nährerinnnen
lebender Wesen aus.
Eine Gesellschaft, in der Frauen ihre Brüste verstecken und bedecken
müssen, ist eine Gesellschaft, die das nährende Prinzip vernachlässigt
- eine Gesellschaft, die eher leidens- und todesorientiert ist und Mütterlichkeit
verachtet.
Die nackte weibliche Brust als Symbol weiblicher Macht ruft tiefe Ängste
in Männern hervor. Nur aus diesem Grund muss die weibliche Brust bedeckt
werden und nicht, weil sie Leidenschaft und sexuelle Wünsche auslöst.
Das gleiche gilt für
die Vagina als Symbol der Göttin. Die deutliche Hervorhebung
der Vagina auf vielen Darstellungen der Göttin hat nichts mit Lüsternheit
zu tun, sondern mit der Anerkennung und Verehrung der wichtigsten Quelle des
Lebens.
Auf manchen Bildern
wird die Göttin als Kröte in Empfängnisposition dargestellt.
Diese Bilder zeigen die Göttin oft mit runden, vollen Brüsten, doch
ohne Kopf.
Oftmals ist gleichzeitig
eine Weizengarbe abgebildet, womit darauf hingewiesen wurde, dass sie eine
überpersönliche Kraft, eine Energieform darstellt, und die Menschen
diese Kraft ein wenig personalisierten, um besser mit ihr kommunizieren zu
können.
Ein anderes wichtiges
Symbol sind die Krallenfüße Liliths.
Heidnische Symbole sind mehrdeutig, und solche Füße sollen etwas
sehr Animalisches ausdrücken. Auch hier geht es darum zu zeigen, dass
sie eine Kraft ist.
Sie
ist nicht menschlich. Sie hat Flügel und Klauen, und manchmal besteht ihr
Haar aus Schlangen. Wie die Große Isis "ist sie das, was ist ".
Auf vielen Darstellungen
der Göttin sehen wir auch eine Doppelaxt oder Labyris.
Dies ist ein Symbol weiblicher Überlegenheit, es weist auf die höchste
Energieform, die über allem steht, hin.
In vielen Teilen der
Welt wussten Darstellungen penisköpfiger Göttinnen gefunden.
Auf diese Weise integrierten die Frauen den Penis in ihre Darstellungen
der Lebenskraft als Teil der heiligen Schöpfung der Göttin.
Die Frauen erkannten,
dass alles Leben aus der Mutter hervorgeht, deren Statuen und Bilder gewöhnlich
die Brüste, Vagina oder den Bauch als Symbole von Reichtum und Überfluss
hervorhoben.
Der Penis wurde jedoch
ebenfalls einbezogen, wenngleich seine Bedeutung sowie seine Funktion untergeordnet
waren.
Die penisförmigen
Köpfe vieler Göttinnen sind auch noch unter einem anderen Aspekt
interessant. Sie zeigen, wie annehmend die matriarchalischen Religionen waren.
Männer wurden nicht ausgeschlossen; sie waren Söhne und Geliebte.
So schlossen auch die Darstellungen der Göttin das männliche Zeugungsorgan
als Teil von ihr ein.
Manche Göttinnen haben Penisköpfe, andere wurden mit dem Penissymbol
auf Halskette oder Gürtel abgebildet. Das männliche Prinzip wurde
bei der Darstellung der menschlichen Verbindung zur weiblichen Lebenskraft
jedenfalls nicht vergessen.
Dahinter stand die Vorstellung, dass eine wahre Religion sowohl dem Menschen
als Individuum als auch der Menschheit als Ganzes Segen bringen müsse.
Jede Religion, die einen Teil der Menschheit ausschließt, wurde daher
als wertlos und als Mittel zu politischer Unterdrückung betrachtet.
Das weibliche Geschlecht
wurde mit dem Bild der Schlange assoziiert, die wiederum mit dem "Bösen
" in Verbindung gebracht wusste. Dieses Bild wurde schrecklich ausgebeutet.
Schon in der Bibel
leidet die Schlange Unter einem schlechten "Image", da sie ein Symbol der
Göttinnenreligion ist. Die Patriarchen gingen dann dazu über, das
Bild der Schlange zu "vermännlichen ", bis sie zu einer " männlichen
Kraft ", einem aggressiven, ja phallischen Symbol wurde.
Die Männer erfanden
das, nicht wir!
In Wahrheit ist die
Schlange ein positives, heilendes Symbol, das in der alten Religion sehr häufig
auftaucht. Sie symbolisiert auf wundervolle Weise den Prozess der Regeneration.
Es ist eine wundersame Sache, eine Schlange zu beobachten, die im Verlauf
der Häutung ihre gesamte " alte " Haut abstreift, die durch eine glänzende,
leuchtende neue Haut ersetzt wird.
Eine ehrfurchtgebietende
Erinnerung an die genialen Erneuerungskräfte der Natur. Schlangen waren
aber nicht nur ein Symbol für Regeneration. In alten Zeiten erfüllten
sie auch ganz praktische Aufgaben.
Man hielt sie, damit
sie Ungeziefer aus den Abwasserkanälen und Lagerhäusern der Gemeinden
fernhielten. Manche Schlangenarten wussten von den Priesterinnen darauf trainiert,
Kräuter zu sammeln. Auch diese Beispiele zeigen uns, wie die Mutterreligionen
mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. Anstatt ihre Elemente und Lebensformen
zu bekämpfen und ihre Kreaturen wie lästige Schädlinge zu behandeln,
bringen wir sie dazu, mit uns zusammenzuarbeiten.
Schlangen wurden als
heilige Tiere in den Tempeln gehalten, und noch heute sind sie in Apotheken
und medizinischen Einrichtungen als Symbole der Heilung zu sehen.
Es ist absolut nichts "Schlechtes " oder "Böses " an der Schlange.
Die Projektion negativer
Eigenschaften auf dieses Tier rührte daher, dass die Patriarchen auf
alle Göttinnensymbole und die Göttinnenreligion an sich Negatives
projizierten und davon ausgingen, dass alles, womit Frauen zu tun hatten,
von vornherein "schlecht " sei.
Wenn wir in einem
Kreis sitzen und ein sanftes Summen aus dem Atem der Frauen emporsteigt, sind
wir mit der Lebenskraft und der Energie des Universums verbunden. Dieser Gesang
kann uns wiegen, er kann uns erregen, uns hoch emporfliegen lassen. Der Gesang
kann uns zentrieren, er kann uns trösten; unser Bewusstsein wird von
dem Gesang verändert. Diese Energie ist der Kegel der Kraft, über
den alle Gebete an den Großen Geist gerichtet werden. Der Gesang hat
auch einen physischen Einfluss auf unseren Körper, indem er den elektrischen
Strom in unserem Blut ins Gleichgewicht bringt und alle unsere Chakren zu
einer holistischen Einheit verbindet. Diese Nächte, die mit dem Gesang
für die Göttin ausgefüllt sind, lassen die Zeiten stillstehen;
wir sind wahrlich zwischen den Welten, wir berühren Vergangenheit und
Zukunft zugleich.
Das Singen ist einer der ältesten Wege, den Bewusstseinszustand zu
ändern und wird von allen Kulturen benutzt.
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