Umsteigen auf Ersatzdrogen
Es kann zu unterschiedlichen Umsteigeeffekten kommen, einmal in Richtung Medikamente (z.B. Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, Aufputschmittel) oder in Richtung auf andere Tätigkeiten, die dann im Übermaß ausgeübt werden.
Auch das Rauchen von Tabak kann sich verstärkt haben und eine Ersatzdroge sein. Ein Umsteigen auf Medikamente ist in jedem Fall sehr bedenklich.

Medikamente
Sie haben unterschiedliche Wirkung im Hinblick auf eine Abhängigkeitsent-wicklung. Es gibt solche, die nicht zu einer Abhängigkeit führen (z.B. Neuroleptika), und es gibt andere Gruppen von Medikamenten, die noch schneller als Alkohol eine erneute Abhängigkeit hervorrufen. Wenn jemand starke Schmerzen nach einer Operation hat und deswegen Schmerzmittel per Infusion bekommt, dann ist das normalerweise für den Betroffenen überhaupt kein Problem, wenn er dies innerlichnicht in Richtung Sucht verarbeitet.
Kritischer wird es dagegen, wenn der Betroffene im Krankenhaus regelmäßig ein Schlafmittel verabreicht bekommt. Schlaf- und Beruhigungsmittel aller Art für welche Situation auch immer, vom Arzt verschrieben oder nicht, stellen ein ernsthaftes Problem dar.

Es gibt natürlich Übergangsfälle wie z.B.: Darf ich Schmerztabletten nehmen nach einem operativen zahnärztlichen Eingriff? Es ist natürlich leicht zu sagen, daß es besser wäre, keine zu nehmen. Nur bei klaren Schmerzzuständen, deren Ursachen eindeutig körperlicher Art sind, und die schwer erträglich sind, erscheint eine auf den Schmerzzustand begrenzte Einnahme von Schmerzmitteln unproblematisch.

Tabak
Jeder Raucher weiß, daß Rauchen für seine Gesundheit sehr schädlich ist.
Im Gegensatz zum Alkohol sind aber die negativen Auswirkungen in Partnerschaft, Familie und Beruf nicht so erheblich.
Die Schädlichkeit des passiven Mitrauchens führt zwar in der Gesellschaft zu einer abnehmenden Toleranz gegenüber dem Rauchen, trotzdem ist Tabakrnißbrauch in der æffentlichkeit bislang kein großes Thema.
Die negative Wirkung von Tabak erscheint weniger dramatisch.
Dennoch kann Rauchen ohne Zweifel auch eine Sucht sein.
Sie haben sicher die Erfahrung gemacht, daß viele, die den Alkohol aufgegeben haben, zumindest zeitweilig deutlich mehr Zigaretten geraucht haben.

Die innere Unruhe und Spannung, die durch das Fehlen von Alkohol mitbedingt ist, verstärkt das Verlangen nach Tabak, dessen Wirkung Beruhigung verspricht. Vielleicht sind Sie gerade in der Situation, auch das Rauchen aufgeben zu wollen. Vielleicht sagen Sie sich aber auch: Jetzt habe ich schon den Alkohol aufgegeben und nun soll ich auch noch mit dem Rauchen aufhören. Das ist mir zuviel.


In jedem Fall hat die Alkoholabstinenz Vorrang vor der Bewältigung von Tabakmißbrauch. Wichtig ist, daß Sie eine klare, bewußte Entscheidung treffen und dabei den persönlichen Nutzen und die Risiken des Rauchens abwägen.

Wenn Sie ein starker Raucher sind (20 Zigaretten und mehr), sollten Sie dies als Zeichen übergroßer Anspannung, innerer Unruhe und Streß sehen und sich ernsthaft darum bemühen, sich mit diesen Spannungen auseinanderzusetzen und nach den Ereignissen und Gedanken fragen, die Sie beunruhigen.

Sie werden in jedem Fall davon profitieren. Wenn Sie das Rauchen aufgeben wollen, haben Sie nach der Bewältigung des Alkohlolproblems gute Voraussetzungen, auch das Rauchen unter Kontrolle zu bringen.

Sie können im Prinzip alles, was Sie über Alkohol gelernt haben, auch auf den Tabakmißbrauch übertragen.

Nicht stoffgebundene Süchte

Dazu gehören Spielsucht, Arbeitssucht (,,workaholics"), Liebessucht und anderes. Auch Sport und Fitness-Training können in süchtiger Form betrieben werden.

Nach und neben dem Alkoholmißbrauch treten bei Frauen nicht selten Eßsucht (Bulimie) und Magersucht (Anorexia nervosa) auf.

So können nach der Bewältigung des Alkoholproblems verstärkt Eßstörungen in Form von Heißhunger auftreten oder es zeigt sich eine Magersucht (Symptome: sehr niedriges Körpergewicht, geringe Nahrungsaufnahme, verzerrtes Schlankheitsideal).

Auch wenn es Selbsthilfegruppen für Eßprobleme gibt und diese sicher nützlich sind, sollte zusätzlich an eine professionelle Therapie gedacht werden, insbesondere bei einer Tendenz zur Magersucht.

Manche Fachleute sagen, jede Tätigkeit könne zur Sucht entarten, gleichgültig ob ein Suchtmittel vorhanden ist oder nicht.

Grundsätzlich ist das richtig.

Aber nicht jede Sucht ist gleich gefährlich.
Es macht schon einen Unterschied, ob ein Suchtmittel unmittelbar auf das Zentralnervensystem einwirkt und darüber hinaus als Gift die Organsysteme angreift oder ob ein Verhalten wie Fernsehen exzessiv betrieben wird, was natürlich auch zu negativen Folgen führt (Vernachlässigung notwendiger Tätigkeiten, Konflikte mit anderen in der Familie, usw).
Ein wichtiger Unterschied zwischen stoffgebundenen und nicht stoffgebundenen Süchten besteht in dem Abstinenzziel bei den stoffgebundenen Süchten.

Bei einer Arbeitssucht oder bei einer Eßsucht ist eine Abstinenzforderung unsinnig, bei der Spielsucht ist die Abstinenzforderung umstritten.

Im allgemeinen ist bei den nicht stoffgebundenen Süchten eine totale Abstinenz nicht erforderlich oder überhaupt nicht möglich.

Theoretische Überlegungen über die Sucht führen nicht weiter.

Wenn Sie den Alkohol unter Kontrolle haben, haben Sie aufjeden Fall das wichtigste Ziel geschafft.

Wenn dann anschließend solche nicht stoffgebundenen Süchte auftreten, können Sie diese Probleme mit Gelassenheit anpacken.

Eine Ausnahme bilden schwere Eßstörungen und insbesondere die Magersucht,
die Sie sehr ernst nehmen sollten.

Viele Prinzipien und Erfahrungen, die Sie bei der Bewältigung des Alkoholmißbrauchs gelernt haben, können Sie auch auf andere Suchtprobleme übertragen.

die blaue Mondin - von Z. - Gesellschaftliche und soziale Fragen der Suchtkrankheit -- Ursprung und Wandel
Sucht bei Tieren