Herrin der Dunkelheit — Königin der Nacht 

 

Zsuzsanna E. Budapest 

Das Heilige Rad 

Betrachte einmal das Große Mandala, aus dem unsere Leben gewoben sind, das Rad des Karma, das Rad des Lebens.  
Es umfaßt alles. Nichts kann der geordneten, komplexen, empfindlichen und effektiven Kette der Ereignisse entfliehen.  
Alles Lebendige muß sich wandeln. 

Das ist das Gesetz. Was sich nicht wandelt, stirbt (und wird dadurch verwandelt).  

Alles ist dem Gesetz des Weges unterworfen. Die Göttin, die mit dem Rad assoziiert wird, ist Nike, eine fließende, engelsgleiche, geflügelte Göttin, die Siegerin. Ihre Namen sind zahlreich. Als Tochter der Themis ist sie die Schwester der Göttin Maat, die die Wahrheit verkörpert. Meditiere über die Beziehung des Großen Mandala zu deinem eigenen Sein. Sieh dich selbst als Teil der großen Ordnung. Du gehörst hierher. Dies ist dein Raumschiff.  

Niemand verläßt es, um zum »Himmel« aufzusteigen oder zur »Hölle« zu fahren, denn diese beiden »Orte« existieren gleichzeitig im Hier und Jetzt. Du kannst jetzt, in diesem Moment, im Himmel sein, wenn du es wünschst — die Hölle hast du wahrscheinlich schon einmal besucht. Mit der Erlösung ist es wie mit der Verantwortung — du kannst sie nicht abgeben. Es liegt an dir, es liegt an uns selbst, wir treffen die göttliche Wahl, kreieren das Karma, wir sind die Verursacher der Veränderungen und halten das Rad in Gang. Auf welch’ einem wunderschönen Raumschiff wir doch leben! Unser blauer Planet ist der einzige in unserem Sonnensystem, auf dem es Wasser gibt, und ohne Wasser gibt es kein organisches Leben. Aphrodite lebt immer noch hier. Unsere Mutter Erde, Gaia, Demeter, Kore, Tara, Ceres hat alle Jahreszeiten und Wechsel in einen Kalender des Lebens diktiert. Nahrung ist Leben. Das Wissen vom Säen und Ernten ist das Fundament jeglichen Wissens in allen Kulturen. Dies ist einer der Zyklen des Wandels. Es gibt noch andere — den Wandel des Geistes, den Umgang mit Gefühlen, Beziehungen und persönlichem Wohlergehen. Liebe ist die Nahrung des Geistes.  
Die gesellschaftlichen Ereignisse, die eine Gemeinschaft auf der spirituellen Ebene zusammenhalten, sind starke Fundamente für unser Leben und Höhepunkte in unserem menschlichen Dasein.  
Die verschiedenen Festlichkeiten — Anrufungen, gemeinsames Feiern, Umzüge, Versammlungen, gemeinsame Festmahle, Reinigungsrituale, gemeinsame Schwüre, gemeinsames Schaffen von kulturellen Werten, gemeinsames Beten — waren einst die wichtigsten Grundpfeiler einer von Frauen geschaffenen, lebensorientierten Gesellschaft.  
Obwohl gewöhnlich beide Geschlechter an diesen Festen und geheiligten Riten teilnahmen, wurden sie von Frauen zelebriert, war die Priesterschaft weiblich, und obschon sie verschiedenen Zwecken dienten, standen all diese Feste unter dem Motto der spirituellen Gemeinsamkeit.  
Die Sabbate und heiligen Feiertage gaben jedem reichlich Gelegenheit, mit anderen Menschen der Gemeinde in Kontakt zu kommen, und die Isolation einer Person (es sei denn, sie war selbst gewählt) war praktisch unmöglich.  

Daher war die Form von Einsamkeit, die wir in unserer heutigen Gesellschaft kennen  diese schmerzliche Gewißheit über die Gleichgültigkeit der anderen — völlig unbekannt.  

Niemand mußte an einem tiefen Liebesmangel leiden, denn im allgemeinen herrschte eine Auffassung von Liebe, die jedem Gelegenheit gab, zumindest in ritueller Form, an gemeinsam praktizierter Sexualität und den nährenden Aspekten der Gemeinschaft teilzuhaben.  
Selbst die Priesterinnen Aphrodites gelobten, ihre Gunst gleichmäßig zu verschenken.  

Unser heutiger Kalender mit den belanglosen und künstlich geschaffenen sogenannten »Feiertagen« die meist nur bedeuten, daß die Leute arbeitsfrei haben und Mengen von Alkohol konsumieren, verblaßt im Vergleich zu dem schönen spirituellen Brauchtum unserer Ahnen. Versucht, die vielen heiligen Tage dieses alten Kalenders so oft wie möglich zu feiern. Wählt mindestens einen oder zwei von jedem Ende des Rades aus und laßt das Feiern dieser geheiligten Tage von nun an zu einer Tradition in euren Familien werden. Laßt eure Seelen nicht wachsen, ohne euch an die Geister der Alten, unserer Vorfahren, zu wenden. Wir sind Teil eines nie endenden Kontinuums, und es ist vollkommen in Ordnung, Unterstützung aus der Vergangenheit zu bekommen. Wenn wir diese Geisteskräfte in uns wecken, werden wir Schwierigkeiten und ungeahnte Möglichkeiten entfalten. Vergeßt nicht, daß die Göttin zwar erst jetzt wieder im allgemeinen Bewußtsein auftaucht, aber schon immer mit uns war. Sie ist das Ziel unserer Reise.  

Beschreitet leichten Herzens den Pfad, der zu den verborgenen Wünschen der Seele führt. Der Hunger des Geistes wird von den mütterlichen Händen der Göttin gestillt werden.  

Der Preis, den die Menschheit für das Ignorieren und die Verneinung des weiblichen Prinzips im Universum zuzahlen hat, ist hoch, denn gerade durch dieses weibliche Prinzip kann der Weg gefunden werden. Laßt dieses Raumschiff nach Hause finden, in den Hafen der Mutter — laßt uns das Paradies zurückerobern, zumindest im Spirituellen. Indem wir alle Elemente der Natur akzeptieren, heilen wir die kollektive und individuelle Seele.